Wohlfahrtsläden, Gebrauchtwarenhäuser, Sozialkaufhäuser – jede dieser Sozialeinrichtungen unterstützt in Deutschland Menschen mit schneller Soforthilfe. Mit der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus hätten die Sozialkaufhäuser eigentlich einen Ansturm erleben müssen. Tatsächlich aber macht die Corona-Krise auch ihnen schwer zu schaffen.
Im Landkreis Altötting betreiben die Kreisverbände der AWO und des BRK (Bayerisches Rotes Kreuz) in gemeinsamer Trägerschaft insgesamt fünf Wohlfahrtsläden in Altötting, Burgkirchen, Garching, Neuötting und Töging. Die Kooperation zwischen AWO und BRK besteht seit nunmehr 14 Jahren und ist zumindest bayernweit eine einmalige Zusammenarbeit, was den Betrieb von Kleider und Lebensmittelläden betrifft.
Die Läden werden, mit Ausnahme von geringen Verwaltungstätigkeiten und geförderten Langzeitarbeitslosen, von rund 150 Ehrenamtlichen geführt. Das sind je Laden zwischen 20 und 50 Mitarbeiter*innen. Über ihre Arbeit in Krisenzeiten haben wir mit Marianne Kirchhoff-Kasböck, stellvertretende Vorsitzende im Kreisverband Altötting und Leiterin des Wohlfahrtsladens in Töging und Bastian Höcketstaller, BRK-Einrichtungsleiter und für das Gebrauchtwarenhaus Altötting zuständig sowie Mitglied im AWO-Vorstand, gesprochen.
War es möglich, den Kontakt zu den hilfsbedürftigen Menschen auch während des Lockdowns aufrechtzuerhalten?
Marianne Kirchhoff-Kasböck: Durch die ländlich geprägte Struktur begegnet man sich trotz offizieller Kontaktbeschränkungen im Ort. Einen persönlichen Kontakt zu den hilfsbedürftigen Menschen zu wahren, war jedoch kaum möglich. Viele Ehrenamtliche wurden immer wieder auf die Versorgung mit Lebensmitteln angesprochen, aber auch dringend benötigte Kleidung war ein Thema.
Bastian Höcketstaller: Um die Versorgung aufrecht zu erhalten haben wir anfangs Call-and-Collect Abholtermine für das Gebrauchtwarenhaus vereinbart. Erfreulicherweise gab es auch viele Privatspenden, mithilfe derer Lebensmittel zugekauft werden konnten. Die Wohlfahrtsläden wurden dann von Anfang Dezember 2020 bis 10. Januar 2021 (mit einer Ausnahme) komplett geschlossen.
Wie haben Sie dennoch Ihre Kund*innen im Lockdown unterstützt?
Marianne Kirchhoff-Kasböck: Wer im Wohlfahrtsladen einkauft, ist finanziell meist nicht auf Rosen gebettet. Auch während des Lockdowns haben wir einfach Kleidung oder Schuhe aus dem Schaufenster geholt, die dringend benötigt wurden. Viele ältere Menschen und Alleinerziehende brauchen unsere Hilfe mehr denn je.
Wohlfahrtsläden sind ein sozialer Anker in unserer Gesellschaft
„Wir sind dankbar für die vielen Sachspenden aus der Bevölkerung“, sagt Bastian Höcketstaller. Außerdem unterstützen die Standortkommunen die Läden mit einem Zuschuss von 50 % der Miet- und Nebenkosten. Der Landkreis Altötting hat über viele Jahre einen erheblichen Zuschuss von 10.000 € jährlich geleistet.
Im Jahr 2013 haben die Wohlfahrtsläden den Integrationspreis der Regierung von Oberbayern erhalten. Marianne Kirchhoff-Kasböck erhielt im Oktober 2020 für ihr ehrenamtliches Engagement die Bezirksmedaille vom Bezirk Oberbayern. Sie und Bastian Höcketstaller sind sich jedoch einig: Ohne das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer*innen, die aktiv und mit großer Freude die Einrichtungen unterstützen, wäre dieses Projekt so nicht durchführbar. Dafür gilt allen ein herzlicher Dank.
Der Artikel ist in der WIR-Mitgliederzeitschrift erschienen und steht nachfolgend zum Download zur Verfügung.
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